Von der Version 1.x von OpenOffice war ich nie wirklich begeistert. Mein Konservatismus bei Software ähnelt dem des durchschnittlichen Windows-Benutzers, der alles andere außer Microsoft entweder nicht kennt oder von nichts anderem wissen will. Das mag aber zumindest hinsichtlich einer objektiven Beurteilung der Benutzerfreundlichkeit und des Professionalitäts-Scheins von Software von Vorteil sein.
Darum kann ich mit gutem und objektivem Gewissen sagen: OpenOffice.org 2.0 (OOo 2.0) ist gut geworden.
Der Funktionsumfang entspricht in etwa dem eines normalen Microsoft Office-Pakets – plus ein paar Extras wie das OOo-Teilprogramm Draw oder die PDF-Funktion. Die Oberfläche spricht mich mehr an. Diesbezüglich habe ich bisher eine relativ schlechte Meinung von Open Source gehabt. Firefox, Thunderbird und die neuesten Linux-Distributionen lehrten mich seit einer Weile, dass auch Open Source ansprechendes Design produzieren kann. Und das ist gut so, denn das Auge nimmt den ersten Kontakt mit neuer Software auf. Hat man optisch erst einmal einen schlechten Eindruck bekommen, muss das Programm schon sehr überzeugen in technischer Hinsicht, damit man es nicht wieder verwirft.
Das Schlechte an OpenOffice.org 2.0 ist für mich als Hobbywebentwickler eindeutig Writer/Web, das Pendant zu Microsoft FrontPage. Wobei ich es nicht als Pendant dazu ansehe, denn Writer/Web hat überhaupt nicht den Funktionsumfang eines FrontPage und produziert trotzdem genauso scheußlichen, veralteten Quelltext.
Was OOo 2.0 nicht zu bieten hat, ist auch der große Nachteil des Open Source Office-Pakets: Es hat nichts für Benutzer zu bieten, das einen Umstieg von Microsoft Office auf Open Office forcieren würde.
Mozilla Firefox punktet stark damit, dass es viel mehr kann als der Internet Explorer und auch noch moderner und sicherer ist. Mit solchen Argumenten überwindet man sich leichter, etwas Neues auszuprobieren.
Mozilla Thunderbird krankt an der Adressverwaltung und dem Terminkalender, den es bisher nur als – im Vergleich zu Outlook abgespeckte – Extrasoftware gibt. Darum ist es weniger erfolgreich als sein Browser-Bruder.
Open Office krankt daran, dass es eine Kopie des Microsoft-Produkts ist. Wieso umsteigen, wenn man das Original auch haben kann? Der Vorteil von Gratis-Software zählt für viele bekanntermaßen nicht, und im Berufsleben will man sich mit möglichen Inkopatibilitäten bei komplexen MS Office-Dokumenten nicht rumschlagen müssen. Die wenigsten Kunden und Mitunternehmen werden OOo verwenden. Bis sich OpenDocument durchgesetzt hat, wird noch eine ganze Weile vergehen. Also auch das kein schlagendes Argument.
Sofern sich die Entwickler von OOo nicht etwas Neues oder äußerst benutzer- und verwaltungsfreundliches einfallen lassen, wird im Office-Bereich keine Revolution statt finden, wie es im Browser-Bereich 2005 der Fall war.
Und das wäre nun wirklich schade…
Links:
PrOOo-Box
Wer sich nicht nur die nackten 75 MB für die Windows-Version runterladen will, dem empfehle ich sehr die PrOOo-Box!
Das ist ein deutsches Projekt, das ein ISO für eine CD-ROM bereitstellt und OpenOffice.org 2.0 für Windows, Linux und MacOS beinhaltet sowie zusätzlich Java, Wörterbücher für die Rechtschreibprüfung, Anleitungen/Dokumentation, Vorlagen, Cliparts, Schriften, viele Erweiterungen für OOo (OOoWikipedia, extendedPDF, …) und andere Open Source-Software wie Mozilla Firefox in der aktuellen Version.
5 Kommentare
1. Abdulkadir Topal schrieb am 15th November 2005 um 02:08 :
Wenn ich nicht durch meinen Verlag gebunden wäre, ich würde nie im Leben auf die Idee kommen, mit Word ein Buch zu schreiben. Die Fußnotennummerierung hat schon so manchen in den Wahnsinn getrieben und verrutschte Bilder sind für einige temporäre Kahlstellen auf Autorenköpfen verantwortlich. Ich möchte gar nicht wissen, wieviele Diplomarbeiten ishc nur deswegen verzögert haben und wer alles mit blutunterlaufenen Augen die letzten drei Nächte durcharbeiten musste, weil Word mal wieder alle Formatierungen wild durcheinandergewürfelt hatte (kenne mehrere solcher Geschichten). Mir ist schleierhaft, wie ein so großer Konzern seine Cashcow so lange vernachlässigen kann. Word ist eine einzige Katastrophe, wenn man mal mehr als den üblichen Brief oder die Hausarbeit schreiben möchte – und dafür muss es nur wirklich kein ausgewachsenes Office sein. Wenn ich längere Texte schreibe, dann nur noch mit OOo. Man merkt dem Programm an jeder Stelle an, dass das Buch zur Dokumentation mit dem Programm selbst verfasst wurde. Naja, mein persönlicher rant zu dem großen Mist, mit dem ich mich momentan rumschlagen muss
2. Abdulkadir Topal schrieb am 15th November 2005 um 02:11 :
Oh, und der obligatorische „Witz“ darf natürlich nicht fehlen: Word-User sind eigentlich selbst schuld, schließlich heißt das Programm nicht „Page“ oder „Book“ ;-)
3. Lendo schrieb am 15th November 2005 um 22:38 :
Hachja, ich habe in der Arbeit meine liebe Not mit diesen vermaledeiten Zentraldokumenten in MS Office…
4. |venenum| schrieb am 29th Dezember 2005 um 14:23 :
Und ich damit, dass mir Leute Foto-Collagen zum Druck im Exel-Format bringen … aber das ist ein anderes Thema, oder? ;-)
5. HeinBloed schrieb am 28th Juni 2006 um 10:47 :
Schreibe meine Diplomarbeit mit Openoffice 2, bisher ohne Probleme. Das Programmpaket wirkt im Gegensatz zu M$ Office wesentlich durchdachter.
Wer mit Frontpage bzw. Writer/Web Internetseiten erstellen möchte ist selber schuld an mangelhaftem HTML-Kode. Besser man macht das selbst manuell im Quelltext.
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